Sonntag, 27. Oktober 2019

Licht und Schatten - Zoran Drvenkar



Worum geht es?
Sibirien 1704. In einem kleinen Dorf wird ein Mädchen geboren – ein Mädchen, auf das schon viele so lange gewartet haben, - einige mit Freude und Hoffnung, andere jedoch lauern seit langer Zeit in der Finsternis und warten darauf die Seele der kleinen Vida zu stehlen. 
Nach dem Tod ihrer Mutter wächst Vida unbekümmert bei ihrem Vater und ihren drei Tanten auf. Sie lernt die Welt mit offenem Herzen zu sehen und wird von ihren Tanten in jeglichen Wissensdisziplinen unterrichtet. Sie ist neugierig, lebensfroh und hat einen starken Willen. Als jedoch eines Tages der Architekt der Zeit sie findet, wird das Leben für die gefährlich, denn mit dieser Begegnung ist es für die dunkeln Mächte nun endlich möglich, Vida aufzuspüren – und sie haben schon so lange nach diesem Mädchen gesucht. 

Zum Buch:
Der Erzähler Aren nimmt uns mit in eine grandiose Welt, eine Mischung aus Fantastik und Märchen, durchzogen vom russischen Flair. Da der Roman in Sibirien spielt, finden sich immer wieder Bezüge zur russischen Geschichte und Kultur, was mir besonders gut gefallen hat.
Vida ist mit ihrem Wissensdurst, ihrer unbändigen Charakterstärke und ihrem Mut eine sympathische Figur, die trotz ihres jungen Alters sehr weise wirkt. Ebenso zeichnen sich die anderen Figuren durch Besonderheiten aus, doch keiner hat diese furchtlose Ausstrahlung wie Vida. 
Obwohl der Erzählstil etwas gewöhnungsbedürftig empfunden werden mag, ist der Roman wie ein exotischer Tee, dessen hervorragender Geschmack sich mit der Zeit entfaltet und in exquisiten Erzählpassagen mündet. So erzählt „Licht und Schatten“ vom klassischen Kampf zwischen Gut und Böse und beinhaltet eine dermaßen epische und gigantische Hintergrundgeschichte, dass sie fast schon zu mächtig wirkt, um sie in der Kürze der Zeit richtig fassen zu können. So erlebte ich gefühlvolle Momente, berührend und mitreißend, traurig poetisch, gleichzeitig jedoch laut und intensiv, gewaltig und gewaltvoll. Einige Szenen waren dermaßen unheimlich und teilweise eklig, dass selbst einem erwachsenen Leser ein Schauer über den Rücken laufen kann. 
Obwohl „Licht und Schatten“ als Jugendbuch betitelt wird, ist der Roman aufgrund einiger brutalen und düsteren Elemente mehr für älteres Publikum geeignet. Das Buch hat mich durchweg überzeugt, lediglich das Ende konnte der Gesamtheit des Romans nicht ebenbürtig werden. Es ist ein akzeptables Ende, aber es ist auch ein Ende, das Fragen offen lässt und dadurch Möglichkeiten einer Fortsetzung aufwirft.
„Licht und Schatten“ hat eine eigene, besondere Note: es ist mystisch, aber auch philosophisch angehaucht. In seiner Vielfalt ist es kein Roman, den man in einem Zug durchlesen, sondern eher als einen besonderen Leckerbissen genießen sollte.

Fazit: Ein besonderes Fantasymärchen mit grandioser Sprache, aber einem eher schwächelnden Ende. Von mir gibt es 4,5/5 Sterne.



4,5 von 5 Sterne




    Quelle: Beltz.de

Samstag, 19. Oktober 2019

Herzmuscheln - Elaine Winter


Worum geht es? 
Die junge Kyla O’Kelley lässt ihr altes Leben hinter sich. Von ihrem Ex betrogen, verliert sich nicht nur die gemeinsame Wohnung, sondern auch ihre Arbeit. Nun beschließt sie einen Neuanfang zu machen und sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen. An der irischen Küste kauft sie ein Cottage, um es als ein Guesthouse zu führen. Als sie jedoch das erste Mal ihr gekauftes Haus betritt, muss sie die erste Überraschung erleben – denn in ihrem Haus wohnt schon jemand. Ihr Mitbewohner ist ein älterer Herr namens Rupert, der bereits seit vielen Jahren das Haus bewohnt und nicht daran denkt, nun auszuziehen. Doch Rupert ist nicht der einzige, der Kyla Kopfschmerzen bereitet, denn auch ihr erster Gast Ryan verhält sich sehr seltsam – er will auf seinem Zimmer nicht gestört werden und des nachts klettert er durch Fenster, statt die Tür des Guesthouses zu benutzen. Kyla und Ryan geraten ständig aneinander, doch dann bittet Ryan sie um einen Gefallen und die Dinge entwickeln sich anders, als es sich beide gedacht haben. 

Meine Meinung zum Buch:
„Herzmuscheln“ lässt den Sommer wieder zurückkommen. Es riecht nach Meer, nach frischen Blumen und nach einer Sommerbriese. In die malerische idyllische Landschaft von Irland passt das antike, hübsche Guesthouse perfekt rein. Es ist ein Haus, in dem Träume in Erfüllung gehen, in dem die Gäste sich wieder zu sich selbst und zu ihren Träumen finden. Das Guesthouse ist ein Ort des Neuanfangs und der Hoffnung. All diese positiven Eindrücke begleiten den Leser durch den Roman und man meint das Meer schon selbst rauschen zu hören. Dabei liest sich der Roman sehr flüssig und der Wechsel der unterschiedlichen Perspektiven gibt der Handlung deutlich Vielseitigkeit. Allerdings ist das auch schon alles, was ich Positives zu diesem Liebesroman sagen kann. Die Handlung ist leider sehr absehbar. Zwar steigt die Spannung ab der Mitte an, wird aber so abrupt abgebrochen, dass das nachfolgende Ende schon absolut offensichtlich ist. Der Roman wimmelt leider voll von typischen Liebesklischees: gutaussehender, mysteriöser Mann, Sparziergänge bei Mondschein, romantisches Picknick am Strand, heimliche Gespräche bei Kerzenschein, – hier wurde ganz tief in die Klischee-Schublade gegriffen und dadurch wirkt auf mich die Geschichte sehr gestellt und unnatürlich. Zudem kommen dann einige sehr unrealistische und absurde Szenen vor, die für mich schon so grotesk waren, dass mich das eher belustigt hat. Bis auf Ruperts Vergangenheitsgeschichte, die sehr süß war und mich dann doch berührt hat, konnte mich die Haupt-Lovestory leider überhaupt nicht mitreißen.

Fazit: Wer nun sich die Frische des Sommers noch einmal zurückholen will, etwas weniger anspruchsvolles sucht und keine Scheu hat vor der Klischeeansammlung, kann sich gern „Herzmuscheln“ anlesen. Für mich war dieses Buch leider nichts, daher vergebe ich 2,5 Sterne.

2,5 von 5 Sterne




   Quelle: lübbe.de

Sonntag, 13. Oktober 2019

Kalte Wasser - Melanie Golding


Worum geht es?
Der Roman von Melanie Golding handelt von einer jungen Frau namens Lauren, die zu Beginn des Romans ihre Zwillinge zur Welt bringt. Nach den ganzen Strapazen der Geburt fühlt sich Lauren nicht nur müde und ausgelaugt, sondern zudem der neuen Situation völlig ausgeliefert und überfordert. Dann erscheint ihr nachts im Zimmer des Krankenhauses eine in schmutzige Lumpen gekleidete, seltsame Frau, die ihr einen Handel vorschlägt. Sie möchte Laurens Zwillinge gegen ihre eigenen tauschen. Lauren ist völlig entsetzt von diesem Vorschlag, und kann sich nur noch mit Mühe gegen den Übergriff der seltsamen Frau wehren. Sie schafft es ihre Neugeborenen zu retten. Doch scheint ihr nach diesem Vorfall keiner so richtig zu glauben, denn bis auf Lauren hat die unheimliche Frau niemand gesehen. Nachdem immer mehr seltsame und unheimliche Vorfälle passieren, ist Lauren völlig überzeugt, dass ihre Kinder vertauscht worden sind. Und nun fragt sich nicht nur Lauren, sondern auch Sergeant Harper, was real ist und was nur die Einbildung einer psychisch labilen Frau.

Meine Meinung zum Buch: 
Die Thematik des Mystischen und die Sage um die Wechselbälger hat mich bei diesem Roman direkt angesprochen. Der frühere Glaube, dass der Teufel, unheimliche Wesen und Ähnliches das eigene Kind gegen ein äußeres identisches, aber völlig fremdes Kind eintauschen würden, ist stark mit der Wochenbettpsychose verknüpft. Auch in „Kalte Wasser“ ist die ganze Zeit nicht klar, ob Lauren tatsächlich etwas Übernatürliches erlebt hat, oder eher unter einer psychischen Störung leidet. Und mit dieser Ungewissheit spielt dieser Thriller. Der Schreibstil und die unheimliche und düstere Stimmung des Romans passen hervorragend zur Thematik. Golding schreibt flüssig, klar und ihr Formulierungen sind so bildhaft, dass die schaurigen Szenen sehr lebendig wirken. Allerdings gibt es einige blutige und ziemlich eklige Passagen, die nichts für schwache Nerven sind. Auch die Spannung durchzieht den Roman durchweg, gerade zum Ende des Thrillers steigt das Spannungsbarometer noch mal in die Höhe. Das Ende war jedoch absehbar und konnte leider nicht mehr völlig überzeugen. Als störend empfinde ich zudem einige teilweise sehr unlogische und absurde Szenen, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Einige Szenen wiederum hätte ich gerne aus der Perspektive einer anderen Figur gesehen. Besondere Momente wurden manchmal übersprungen, die man gern miterlebt hätte und nun der Fantasie des Lesers überlassen worden sind. Mit den Figuren konnte ich auch nicht richtig warm werden. Lauren ist und bleibt ein Mysterium und für mich nicht richtig greifbar. Die restlichen Figuren sind oftmals unsympathisch, lediglich Sergeant Harper kann durch ihre Art einige Sympathie-Pluspunkte für sich gewinnen. Jedoch hat mich die angedeutete Lovestory, in der sie verwickelt war, etwas genervt.

Fazit: Das Thema hat mich gereizt und wurde hervorragend im Thriller eingebaut, die Umsetzung konnte jedoch nicht völlig überzeugen. Für alle, die gern unheimliche Thriller lesen und auch mit dem Wechselbalg-Thema etwas anfangen können, kann ich „Kalte Wasser“ jedoch empfehlen.


3,5 von 5 Sterne





      Quelle: HarperCollins

Dienstag, 8. Oktober 2019

Der Kinderflüsterer- Alex North


Worum geht es? 
Nach dem Tod seiner Frau ist es für Tom nicht einfach. Er und sein Sohn Jake müssen sich nun allein durchs Leben schlagen. In Featherbank möchte Tom mit seinem Sohn ein neues Leben anfangen, doch bereits ihr neues Heim scheint sich als schauriges Gruselhaus zu entpuppen. Das sein Sohn mit einem unsichtbaren Mädchen spricht, erschwert auch noch die schon schwierige Beziehung zwischen Vater und Sohn. Doch ahnen sie beim Einzug noch nicht, dass in Featherbank sich ein Mörder rumtreibt, den die Leute den ‚Kinderflüsterer‘ nennen. 

Meine Meinung zum Buch: 
Alex North schafft mit dem „Kinderflüsterer“ einen grandiosen Schauer-Thriller. Dabei erzeugt er mit seinem unheimlichen und fesselnden Erzählstil eine düstere und schauerliche Atmosphäre. Mit seiner meisterhaften Erzählweise haucht er Objekten eine Seele ein und lässt sich lebendig und gleichzeitig bedrohlich wirken. Er hat aber ebenso ein feines Gespür für gefühlvolle Nuancen und kann emotional rührend die Sorgen, Ängste und die plagende Hilflosigkeit des Vaters Tom darstellen. Durchzogen wird der Roman von der Vater-Sohn-Thematik, wobei der Fokus auf den persönlichen Schwächen der Figuren liegt, sodass es scheint, dass jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Gleichzeitig werden unheimliche Elemente immer wieder in die Handlung eingestreut. Die im Roman dargestellte Gradwanderung zwischen Realität und Fiktion lässt die Spannung enorm steigern. So ist es oft nicht klar, ob die übernatürlichen Begebenheiten tatsächlich passieren, ober ob sie Jakes Fantasie entspringen. Ebenso haben es mir die zahlreichen eingebauten Cliffhänger praktisch unmöglich gemacht das Buch aus den Händen zu legen. Zudem hat die Handlung an einigen Stellen so unglaubliche Wendungen hingelegt, dass ich nur noch sprachlos war. 
Obwohl das Ende für mich dann doch etwas absehbar war, konnte mich das Buch durch die fesselnde Handlung, die überaus authentischen Figuren und die brillante Erzählweise mehr als nur überzeugen. 

Fazit:
Wer nun ein passendes Buch zu Halloween sucht, ist beim „Kinderflüsterer“ sehr gut aufgehoben! Absolute und uneingeschränkte Empfehlung für alle Thriller-Fans mit Vorliebe für Gänsehaut-Feeling!


5 von 5 Sterne




     Quelle: Blanvalet



Darkanum. Im Bann der Raunächte - Uta Reichardt


Worum geht es?
Der Jugendroman handelt von Merit und Ben. Sie sind Zwillinge, doch wurden sie nach dem Hausbrand und dem Tod ihrer Eltern auseinandergerissen. Beide verbindet eine besondere Fähigkeit, denn sie sind Zeitspringer und können während der Raunächte in den Körper ihrer Vorfahren schlüpfen.
Eines Tages wird Ben von einer dubiosen Geheimorganisation namens 'Darkanum' entführt. Ben, der aus seinem Heim ausgerissen ist und nun auf der Straße lebt, soll für Darkanum in den Körper seines Großvaters springen und auf diese Weise in die Vergangenheit reisen. Aber nicht nur das: er bekommt zudem den Auftrag dort eine magische Doppelmaske zu finden. Das ganze Unterfangen ist jedoch nicht ungefährlich, denn schafft er es nicht rechtzeitig bis zum Ende der Raunächte (25. Dez-06. Jan), wird er nicht mehr in seinen eigenen Körper zurückkehren können.
Seine Zwillingsschwester Merit lebt dagegen in einem Heim und wird von Tilda Fox, die für die Polizei in der Abteilung Raunächte arbeitet, gut bewacht. Als sie erfährt, dass ihr Bruder möglicherweise in Gefahr schwebt, entschließt sie sich kurzerhand ebenfalls in die Vergangenheit zu springen. Sie will unbedingt ihren Bruder wiedersehen und ihn zurückholen – und notfalls legt sie sich auch mit Darkanum an.


Meine Meinung zum Buch:
Das Cover des Buches hat mich sofort neugierig gemacht. Und es passt hervorragend zur Thematik des Romans, da es nicht nur das Thema der Zeit in den Fokus rückt, sondern auch auf die mystischen Aspekte der Geschichte hindeutet. Ebenfalls gefällt mir die Haptik des Hardcoverbandes, da es eine tolle Folienprägung aufweist und sich insgesamt sehr solide anfühlt.

Der Einstieg in den Jugendroman fiel mir leicht, da ich mühelos in die Handlung eintauchen konnte. Der Erzählstil ist einfach, gleichzeitig präzise, klar und verständlich. Von Beginn an werden unerklärliche Ereignisse und Geheimnisse angedeutet, sodass die Spannung beim Leser kontinuierlich steigt. Insbesondere waren die Erlebnisse der Zwillinge nach dem Zeitsprung sehr mitreißend. Positiv hervorzuheben ist, dass das Alltagsleben und die Sorgen und Ängste der Menschen der damaligen Zeit um 1945 immer wieder aufgegriffen werden und somit diesem Roman auch eine historische Komponente beiliegt. So wird Merit immer wieder bewusst, wie anders das Leben der Jugendlichen der damaligen Zeit war und wie sehr sich dieses Leben von ihrem eigenen, modernen Leben unterscheidet.

Die Idee in den Körper seiner Vorfahren zu schlüpfen ist einfallsreich und interessant und so habe ich Merits Eindrücke und Schilderungen nach dem Zeitsprung mit Spannung verfolgt.
Allerdings konnten mich die Charaktere des Romans nicht völlig überzeugen.
Merit ist eine zielstrebige und überaus mutige, junge Frau. Doch handelt sie oft völlig überstürzt und setzt durch ihren jugendlichen und naiven Übermut nicht nur sich selbst, sondern auch andere Personen unnötigen Gefahren aus.
Mit Ben bin ich noch weniger zurechtgekommen. Er scheint ein Spielball der Geschehnisse zu sein. Weder reflektiert er noch setzt er sich kritisch mit dem Erlebten auseinander. Seine Motivation sich Darkanum anzuschließen war für mich zudem weder überzeugend noch nachvollziehbar. Seine Freude über das Wiedersehen mit seiner Zwillingsschwester hält sich stark in Grenzen, was für mich nicht verständlich war. Durchgehend empfand ich Ben als einen fehlgeleiteten, unsympathischen Charakter. Insgesamt hätte ich mir bei beiden Hauptfiguren mehr Innenperspektive gewünscht, wodurch der Roman an einigen Stellen realistischer und nachvollziehbarer für mich wäre. So handeln Merit und insbesondere Ben oftmals ziemlich dumm, und scheinen sich keineswegs Gedanken über die Konsequenzen ihres Handelns zu machen.

Dennoch konnte mich der Roman aufgrund der spannenden und schnellen Entwicklung der Geschehnisse gut unterhalten. Das Ende schließt zudem rund ab und ist durchaus passend an die Geschichte angelegt. Jedoch kann man leider zum Schluss kein spannendes Überraschungsfeuerwerk erwarten.

Fazit
Trotz der grandiosen Idee des Zeitspringens und der im Grunde spannenden Handlung konnten mich die Figuren nicht durchweg überzeugen. Doch kann ich diesen Roman für junge Leser dennoch empfehlen, die neugierig auf Merits und Bens Geschichte geworden sind.


3 von 5 Sterne




   Quelle: Fabulus Verlag