Worum geht es?
Hans, der junge Held dieses Romans hat ein kleines Problem.
Er soll für seinen draufgängerischen Nachbarn Ricko Matzke den Rottweiler seines
Erzfeindes Erhardt vergiften. Doch Hans denkt gar nicht daran den Hund zu
töten. Als der verunsicherte Hans daraufhin sich plötzlich beim Abendessen mit
seinen Eltern, Ricko und Erhardt gemeinsam an einem Tisch wiederfindet, läuft
für ihn die ganze Situation völlig aus dem Ruder. Wegen diesen Vorfällen liegen
Hans‘ Nerven ziemlich blank, da bekommt er einen Tipp: er soll es mal mit
Meditation und mit Zeichnen versuchen. Um sich auf andere Gedanken zu bringen,
fängt Hans an einen Comic zu zeichnen.
Die Hauptfigur seines Comics ist Hansgar. Als Bettler der
Stadt Ingelspfort lebt er ein einsames, kaltes und hungriges Leben. Als er
eines Tages auf den Ritter Ronald trifft, wird für ihn alles auf den Kopf
gestellt. Hansgar soll nämlich ein Kriegerpriester werden und in die Fußstapfen
des Heiligen Heinrich treten. Das würde natürlich auch die Chancen bei der
schönen Penelop erhöhen...
Jedoch ahnt niemand, dass Hans‘ zeichnerische Begabung ihm
unvorstellbare Möglichkeiten offenbart und es bald gar nicht so klar ist, was
nun Realität und Fiktion ist.
Und das halte ich von
Buch….
Wer bei diesem Buch hofft einen typischen Fantasyroman in
den Händen zu halten, wird etwas verwundert sein. Denn dieses Buch ist alles
andere als ‚typisch‘. Dieser Roman schafft es immer wieder Erzählebenen,
Handlungen und Realitäten zu durchbrechen, damit zu spielen und den Leser stets
aufs Neue zu überraschen.
Bereits am Cover lässt sich der zweigliedrige Aufbau des
Buches – den Handlungsstrang von Hans und Hansgar – erkennen. Meiner Meinung nach
passt dieser Stilmix des Covers perfekt zum Inhalt und visualisiert die beiden
Erzählstränge bzw. Realitäten hervorragend. Auch am Schriftbild lassen sich
beide Handlungen klar voneinander abtrennen, denn Hansgars Story wird in
kursiver Schrift wiedergegeben. Dieses ist eine schöne Idee und definitiv
leserfreundlich umgesetzt.
Beide Erzählstränge sind sehr spannend und haben für sich
jeweils ihre eigenen Besonderheiten. Dennoch habe ich am Anfang etwas Schwierigkeiten
gehabt den Einstieg zu finden. Insbesondere werden grade zu Beginn des Romans
viele Fragen aufgeworfen, die erst im Fortgang der Geschichte teilweise aufgeklärt
werden. Außerdem lassen sich im Roman einige Stellen finden, an denen die
Geschehnisse sich derart schnell überschlagen, dass mir nicht ganz klar war,
was da genau passierte und insbesondere warum. So erging es mir beispielsweise
in Hansgars letzter Kampfszene, die für mich leider nicht in allen Zügen völlig
nachvollziehbar war. Ähnliches gilt auch für einige Szenen, in denen so viele
überraschende und neue Informationen zusammenkommen, sodass selbst der Held
damit nicht zurechtkommt und ziemlich verwirrt ist.
Was mir dagegen sehr gut gefallen hat war die parallele
Darstellung der beiden Helden und ihre jeweilige Entwicklung. Immer wieder
konnte man Verbindungspunkte zwischen den beiden Helden und ihren Erlebnissen
erkennen. Gleichzeitig durchlaufen sie jedoch ihre eigene Entwicklung und
werden beide auf ihre eigene Weise mutiger, reifer und wachsen über sich
hinaus. Die Darstellung und Beschreibung der Helden sind dabei durchaus nachvollziehbar.
Zumal wird ihr Charakter und ihre individuellen Persönlichkeiten sehr lebendig
beschrieben. Beachtenswert finde ich zudem, dass der Sprachduktus an die jeweilige
Figur angepasst worden ist.
Darüber hinaus schafft es der Roman den Leser in eine
atmosphärische Szenerie eintauchen und ihn hautnah die Geschehnisse miterleben
zu lassen. Dabei lässt sich ein besonders scharfes Augenmerk für Details
erkennen. Die kreativen sprachlichen Wendungen, außergewöhnlichen Metaphern und
Vergleiche haben mir das Lesen dieses Buches zudem versüßt und mir das eine
oder andere Schmunzeln entlockt. Etwas Schwierigkeiten hatte ich jedoch mit dem
Erzähler. Die Geschichte von Hans wird vom Ich-Erzähler Franziskus Jutebold
retrospektiv berichtet. Dabei erzählt er detailgenau von Hans Gedanken und Gefühlen
und scheint Informationen zu haben, die eigentlich nur ein auktorialer Erzähler
haben dürfte. Zudem haben mich seine Off-Kommentare, die an Elisa gerichtet
sind, viel mehr als nur irritiert.
Mein Highlight dieses Buch war jedoch das Spiel mit der Realität
und der Fiktion. Beharrlich steht in diesem Roman stets die Frage im
Mittelpunkt, ob Hans mit seiner Imagination Realitäten erschafft oder lediglich
ein Beobachter ist, der mit seinem Comic die Geschehnisse dokumentiert. Insbesondere
hat das Ende mich völlig überzeugt. Es war emotional und unerwartet, schaffte
es aber hervorragend dem Buch ein würdiges Ende zu verleihen. Jedoch blieben
für mich einige Fragen und Erzählstränge offen, die leider nicht mehr ganz aufgeklärt
bzw. zu Ende geführt worden sind.
Fazit: Ein
untypischer Fantasyroman der besonderen Art, der auf sprachlich gewandte Art es
schafft, Realitäten, aber auch Gedankenmuster, zu durchbrechen und der
Geschichte eine tiefere Bedeutung und Massage zu verleihen.
4 von 5 Sternen |
Quelle: Amazon |
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